Weisses Gold und grosse Tiere

Löwe und Löwin, Johann Gottlieb Kirchner zugeschrieben, H. 54 cm. Foto: Metropolitan Museum of Art, New York.

Löwe und Löwin, Johann Gottlieb Kirchner zugeschrieben, H.Löwe 54cm, Länge 83 cm. Löwin: H.46cmx76cm.  Foto: Metropolitan Museum of Art, New York.

August der Starke, Kurfürst von Sachsen, hatte einen Plan: Er wollte sein japanisches Palais mit 25 215 Porzellanen  1) ausstatten und sich damit als Mäzen ein Denkmal setzen. Dazu berief er 1731 den 25 jährigen Grossbildhauer und Modelleur Johann Joachim Kändler an die Meissner Manufaktur, der zusammen mit Gottlieb Kirchner unter anderem eine Menagerie mit 500 Tieren für das Palais schuf. Porzellan als Modelliermasse für Skulpturen zu verwenden war noch neu und Kändlers Optimismus, “es kann alles von Porcellain gemachet und geschaffet werden, was einer nur begehre, ist’s zu gross macht man’s von zwei Stücken”2), war etwas voreilig: Denn die Tiere, die sich durch eine aussergewöhnliche Lebendigkeit auszeichneten, waren eine Herausforderung für beide Modelleure. Besonders bei grösseren Tieren, die bis zu einem Meter erreichen konnten, wies das Porzellan immer wieder Brandrisse auf. Es waren viele Versuche und Misserfolge nötig, bis Kändler und Kirchner das neue Material “bändigen” konnten. Viele Tiere, die erhalten werden konnten, sind weiss, da das Risiko diese mit Aufglasurfarben zu bemalen und dann im Ofen ein zweites Mal zu brennen, zur gross war. Man versuchte es auch mit Ölfarben, die man “kalt” auftragen konnte, also nicht brennen musste, aber diese erwiesen sich als nicht sehr haltbar. Das Porzellanprojekt im japanischen Palais wurde übrigens nie vollständig ausgeführt.

Während kleinere Tiere immer wieder auf dem Kunstmarkt auftauchen sind grosse Tiere sehr selten. In einem deutschen Auktionshaus wurde  eine 74 cm grosse Löwin 2011 für  1 100 000 Euro verkauft. Aus einer Privatsammlung gelangen nun am 1. Mai in London 140 kleinere und grössere Tiere dieser Menagerie zur Auktion:  Anne Kohlik berichtet darüber in der FAZ vom 24.4.2013: “Dieser Zoo ist so zerbrechlich”.

1)Joachim Kändler in: Gustav Weiss, Ullstein Porzellanbuch, Eine Stilkunde und Technikgeschichte, mit Markenverzeichnis, Berlin 1994, S. 126. und zur Aufzählung des Auftrages: Lexikus, Meissner Porzellan, die Entwicklung unter Kändler 1735-63

2) Joachim Kändler in: Gustav Weiss, Ullstein Porzellanbuch, Eine Stilkunde und Technikgeschichte, mit Markenverzeichnis, Berlin 1994, S. 127.

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