Was haben schwarze Rahmen mit Emil Nolde zu tun?

Man könnte  sagen ohne Farbe  geht es – fast – nicht im Werk von Emil Nolde. Dementsprechend opulent fällt die Ausstellung: “In Glut und Farbe” im Wiener Belvedere mit ca. 190 Arbeiten des Künstlers in Kooperation mit der Ada und Emil Nolde Stiftung in Seebüll, dem Museum Frieder Burda in Baden Baden und weiteren Museen und Privatsammlungen aus.

Die Retrospektive, die alle Schaffensphasen und Techniken des Künstlers zeigt, führt allerdings auch vor Augen, dass der eigentliche Däne nicht nur in Farbe sondern auch in Schwarz/Weiss sehr gut “kann”. Besonders in der Zeit zwischen 1905 und Mitte der 20er Jahre bieten ihm die Mittel der Druckgraphik ein weites Experimentierfeld. Er denkt nicht nur in einzelnen Techniken und Auflagen, jedes Blatt wird zudem einzeln behandelt. Günter Baumann beschreibt sein Vorgehen in einer Rezension zu einer Ausstellung der Galerie Stihl in Waiblingen 2012/Anfang 2013 so:

” Die Künstlerkollegen Noldes gingen die Druckstöcke und Kupferplatten als Grafiker an, während Emil Nolde sich ihnen als Maler näherte. Selbstverständlich kam ihm da die Lithografie, die im Expressionismus eine dem Hochdruck untergeordnete Rolle spielte, entgegen… In der Radierung äußerte sich dies in übereinander gelagerten Ätzvorgängen, die Holzgründe belegt er teilweise direkt mit Tusche und Pinsel, wozu er mit der Zeit auch beim Lithostein überging. Auch in den unterschiedlichen Zustandsdrucken erkennt man den Maler, der in Unikaten denkt – die Vielfalt einzelner Blätter wäre eine Abhandlung wert”.

Eine östereichische Note bekommt die Ausstellung durch eine kleine Gegenüberstellung mit heimischen Künstlern wie Werner Berg, Oskar Kokoschka oder Max Weiler, die Nolde in ihren Werken massgeblich beeinflusste.  Dieser Bereich hätte ruhig ein wenig grösser sein können. Im Ausstellungskatalog widmet der Kurator der Ausstellung, Stephan Koja, ein ausführliches Kapitel. Ausserdem sei noch der Ausstellungskatalog “Emil Nolde und Werner Berg” anlässlich einer gleichnahmigen Ausstellung im Werner Berg Museum von 2006 erwähnt (Hirmer Verlag, Hrsg. Harald Schleicher), den es im Museumsshop zu kaufen gibt.

Mein persönliches Highlight als Freundin von Papierarbeiten waren die “ungemalten Bilder”, ca. 50 Aquarelle, die Nolde zwischen 1938 und 45 schuf, nachdem ihm das NS Regime ein Berufsverbot erteilt hatte und er nurmehr heimlich malten konnte. Die dicht gehängten sehr farbkräftigen Aquarelle mit Fabelwesen und menschlichen Figuren die der Künstler aus Farbflecken entstehen liess, bilden einen gelungenen Abschluss im letzten Raum.

Über Vita des Künstlers und seine Farben wurde viel geschrieben. Nur so viel sei erwähnt: Seine kräftigen Farben bekam er unter anderem von den Wegbereitern der Moderne Gauguin und van Gogh. Und damit kommen wir auch zu den  schwarzen Rahmen, die man durchgehend in der Ausstellung vorfindet: Denn die sind kein Zufall, sondern von Nolde so gewünscht: Sie heben die Leuchtkraft seiner Bilder stärker hervor.

Hier ist ein Eindruck der Ausstellung von The ArtVIEw:

 

Emil Nolde Glut und Farbe

25.10.-2.2.2014

Unteres Belvedere
Täglich 10 bis 18 Uhr
Mittwoch 10 bis 21 Uhr

 

Diese Themen könnten Sie auch interessieren:

Kostbare Druckwerke: Radierung und Kupferstich

Kostbare Druckwerke: Holzschnitt und Linolschnitt

Kostbare Druckwerke: Lithographie

 

Share this post:
FacebooktwitterlinkedinFacebooktwitterlinkedin
Follow Notes about Art:
FacebooktwitterFacebooktwitter

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert