Hehre Kunst mit profanen Mitteln: Picasso verwendete Farbe vom “Baumarkt”

Dass Picasso ungewöhnliche Wege ging und Zeit seines Lebens gerne experimentierte, ist bekannt. Wissenschaftler vermuteten jedoch schon länger, dass der Spanier neben der Malfarbe für Künstler auch handelsübliche Haushaltsfarbe zum Anstreichen von Fassaden verwendete. Sie hatte im Vergleich zur klassischen Ölfarbe einige Vorteile, die er technisch wie stilistisch nutzen konnte: Sie trocknete schneller, liess sich leichter übermalen, man sah keine Pinselspuren und hinterliess einen seidigen Glanz nach dem Trocknen auf der Oberfläche. Und nachdem Picasso sehr produktiv war, war ein günstigerer Preis des Malmittels kein Nachteil.

Diese Entdeckung ist das Ergebnis einer langjährigen Forschung des Argonne National Laboratory am Rande von Chicago, das eine Röntgen-Nanountersuchung von Picassos “Roter Lehnstuhl” von 1931 des Art Institute in Chicago und von fünf weiteren Werken des Künstlers vornahm. Der Physiker Dr. Volker Rose beschreibt den Vorgang so:

“Wir können Röntgenstrahlen fokussieren zu einer Größe von ungefähr 30 Nanometern. Wenn wir ein Bakterium nehmen, das ist immer noch 2000 Nanometer. Die Kunst dabei ist, feststellen zu können, was die Chemie ist. Wir können sehen, was für Elemente vorhanden sind. Ist da Zink? Ist da Eisen? Ist da Kupfer? Und das erlaubt uns, die Schlüsse ziehen zu können bezüglich des Ursprung der Picasso-Farbe.”

Die Wissenschaftler verglichen die gewonnenen Ergebnisse  mit den Inhaltsstoffen von einige Jahrzehnte alten Dosen Wandfarbe der Marke Ripolin, die sie auf ebay ersteigert hatten. Es ging dabei in erster Linie um das Weiss dieser Marke, dessen chemische Basis ein Zinkoxid ist. Dieses Französisch-Holländische Produkt war die erste industriell gefertigte Wandmalfarbe, die auf dem Markt erhältlich war. Und Picasso war einer der ersten Künstler, der industriell gefertigte Farbe für seine Gemälde verwendete.

Diese Erkenntnisse sind nicht nur für Restauratoren interessant sondern erleichtern das auch Feststellen von Fälschungen. Aber vor allem sind sie ein schöner Auftakt für die noch bis zum 12. Mai 2013 stattfindende Ausstellung Picasso and Chicago, im Art Institute of Chicago, wo auch Picassos roter Lehnstuhl zu sehen ist.

Quellen:

Clara Moscowitz “Genious revealed – Picasso used common House paint” in discovery.com; www.dradio.de: Mit einem ausführlichen Artikel von Jürgen Kalwa zu den Forschungsergebnissen und Picassos Verhältnis zu Chicago.

 

 

 

 

 

 

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