Der Hiscox Trade Report 2014: Die Online Hemmschwelle sinkt

Nach der Schätzung des Kunstversicherers Hiscox hat der Online Kunstmarkt im Jahr 2014 bereits 1,57 Milliarden Dollars umgesetzt. Nach seiner Berechnung sollen es 2018 sollen es bereits 3,76 Milliarden Dollar sein. Auf Grund dieser Zahlen und dem starken Anstieg der gut ausgebauten online Plattformen konzentriert sich die aktuelle Studie auf den virtuellen Markt.

Was und Wer?

Zunehmend erwirbt die Gruppe der 20-30 Jährigen, im günstigen Preisbereich zwischen 1 und 1000 USD, Kunst im Netz. Immerhin geben 45% (der insgesamt Befragten) 1000 – 10 000 Euro pro Kunstwerk aus. Als “Einstiegswerke” werden Drucke und limitierte Ausgaben bevorzugt. Ansonsten bleibt der Trend konstant: Der Schwerpunkt liegt auf Unikaten und der bildenden Kunst. Spitzenreiter sind nach wie vor Gemälde gefolgt von Papierarbeiten und Drucken. Fotoarbeiten sind im Aufwind.

Vorteile liegen klar auf der Hand

Die Hemmschwelle ist weitaus grösser durch die Tür einer Galerie oder eines Auktionshauses zu gehen, als auf einer online Plattform zu surfen. Man bleibt anonym, muss mit niemandem sprechen und es fällt nicht auf, wenn man, ohne etwas zu kaufen, wieder geht. Zudem hat man die Möglichkeit Objekte zu finden, die man sonst niemals die Chance gehabt hätte zu entdecken.

Und sonst ist es wie in jedem anderen Geschäft auch: Wenn ein Sammler einmal gekauft hat und er war zufrieden, stehen die Chancen gut, dass er wieder zurückommt. Vertrauen ist nach wie vor wesentlich.

Die Reputation ist wichtig: Nur im Netz präsent zu sein reicht schon lange nicht mehr

Galerien und Auktionshäuser, die ihre Reputation bereits offline erworben haben, nutzen vermehrt diverse Portale (Amazon, Artnet…etc) um mehr Kunden zu erreichen. Ein Novum sind die zahlreichen Geschäftsmodelle aufwändigst gestalteter Kunstplattformen die hohe Summen von Investoren  (z.B. Artsy: 5,6 Millionen USD oder 1st dibs sogar 42 Millionen USD) in ihre Entwicklung stecken, um diese voran zu treiben und die damit auch sehr erfolgreich sind.

Gute technische Infrastruktur, Bekanntheit reichen jedoch nicht: Amazon war mit dem Launch seiner Kunstseite ja mässig erfolgreich und ich bin gespannt ob ebay es schafft, das geplante Sammlerportal zu lancieren. Die Reichweite hätte es, aber wie soll das Angebot dann aussehen? Viele von uns kennen die teilweise äusserst kreativen Beschreibungen der Objekte, bei denen der potentielle Bieter zwischen echt, 1/2 echt und falsch (aber dafür “wahnsinnig selten”…) unterscheiden muss. (Wobei, es gibt auch seriöse Verkäufer)

Alles steht und fällt mit den Experten, die hinter dem stehen, was sie tun. Daher überrascht nicht, dass auf einem Portal wie 1stdibs, eine Plattform auf der sich etablierte Kunsthändler mit ihren Objekten präsentieren, Sammler bei einem Einkauf zwischen 10 000 und 50 000 USD ausgeben, auch wenn sie die Ware vorher noch nicht gesehen haben.

Die Fragen vor dem Kauf sind entscheidend

Ob Hochglanzauftritt oder virtuelle Galeriepräsenz: Laut der Umfrage von Hiscox haben sich die wichtigsten Fragen, im Vergleich zum Bericht von 2013, nicht viel geändert, aber einige Punkte möchte ich herausgreifen:

  • Für 94% der Befragten ist der Zustand ein grosses Thema: Viele Auktionshäuser bieten ein Zustandsbericht auf Anfrage oder manchmal auch automatisch für die zum Verkauf stehenden Objekte an. Bei Galerien sollte man immer nachfragen. Oft helfen zusätzliche Fotos. Aus meiner Erfahrung: Schnappschüsse sagen manchmal mehr wie Hochglanzfotos.
  • 83% wünschen sich beim Kauf ein Echtheitsgutachten. Das ist natürlich derzeit auf Grund der zahlreichen Fälscherskandale ein grosses Thema und wird es wohl noch lange bleiben. Aus meiner Sicht, machen Echtheitsgutachten bei jedem Kauf nicht wirklich Sinn. Zum einen weil ein seriöser Händler immer für das haftet, was auf der Rechnung steht, zum anderen: Nicht überall wo Gutachten draufsteht, muss nicht Gutachten drin sein.  Zu diesem Thema habe ich hier einen Beitrag verfasst.
  • Der nächste Woche (7-9.Mai 2014) stattfindende Kongress in Den Haag, der Non-Profit Stiftung Authentication in Art,  versucht die Fragen rund um die Echtheit von Kunstwerken aus der Sicht der verschiedenen Disziplinen (Restaurierung, Kunstwissenschaft, Kunsthandel, Gutachtachten etc…) auf den Grund zu gehen. In den drei intensiven Tagen, die der Kongress dauert, werden diese Fragen nicht vollständig zu lösen sein, aber ich bin gespannt, ob und welche konstruktiven Ansätze es geben wird. Ich werde dort sein.
  • 77% der Befragten gaben an, dass die Rückgaberegelung ein Kaufkriterium ist. Ein Thema, das nach wie vor nicht selbstverständlich ist.  Aber die EU hat mittlerweile bei e-commerce Plattformen ein Rückgaberecht von 7 Tagen eingeräumt, und dieses soll auch auf Auktionen (die ausschliesslich online stattfinden, da bei den anderen Auktionen die Objekte in der Regel im Original besichtigt werden können) bis Juni 2014 ausgedehnt werden.(Hiscox Report S.16). Einige Plattformen wie Artfinder räumen dieses Recht bereits jetzt ein. Wo auch immer Sie kaufen: Vorher nachfragen hilft immer: Man kann oft gesonderte Regelungen treffen, wenn man Kontakt mit dem Händler aufnimmt.
  • Und immerhin 67% möchten vorher mit einem Experten sprechen. Ein bisschen Werbung muss hin und wieder sein: Ich kann Ihnen da in vielen Fragen behilflich sein. Was ich unter anderem für Sie tun kann, sehen Sie hier.

Fazit:

Dass die Akzeptanz beim virtuellen Kunstkauf grösser wird, war abzusehen. Aber ob online oder offline: Information ist wie immer alles: Fragen stellen, genau hinsehen oder einen Experten beiziehen. Denn vielfach steckt der Teufel im Detail.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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